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Wie sieht im Jahr 2007/2013/2017 und in Zukunft die hilfreiche hausärztliche Beratung der Eltern bezüglich der Masernimpfung ihrer einjährigen Kinder aus?

Seit wir uns in der „Arbeitgruppe für differenzierte Impfungen“ mit dem Masernausrottungsprojekt des BAG und der WHO beschäftigen - seit rund 25 Jahren also - stellen wir uns die Frage, unter welchen Umständen es in praktischer Hinsicht relativ sinnlos wird, das Konzept der routinemässigen Kleinkinderimpfung gegen Masern gegenüber den Eltern und in der Öffentlichkeit in Frage zu stellen.
Heute fragen wir uns, ob die entscheidungsrelevanten epidemiologischen Umstände Wirklichkeit geworden sind. Dazu gehören vor allem:
  • Überträger der Masern sind heute vorwiegend die nicht geimpften Kleinkinder
  • Masern tritt neuerdings öfters bei Säuglingen und bei jungen Erwachsenen auf
  • die Komplikationsrate der Masern ist deshalb deutlich angestiegen
Es gibt unserer Meinung nach weiterhin starke Gründe, am Gesamtnutzen und an der Nachhaltigkeit des Masern-Ausrottungs-Konzeptes zu zweifeln – mit der maximal erreichbaren Impfimmunität in der Bevölkerung lassen sich Masernepidemien längerfristig vermutlich kaum verhindern, sondern nur hinausschieben. Die aktuelle labile Situation ist also im Wesentlichen das Ergebnis der Ausrottungsanstrengungen.  
Die Besprechung der epidemiologischen Zusammenhänge finde Sie hier: Massenimpfprogramme sind epidemiologische Experimente
Maserninzidenz-CH87-11 Was hilft aber unsere grundsätzliche Kritik den heutigen Eltern in praktischer Hinsicht? unter den heutigen epidemiologischen und machtmässigen Verhältnissen? unter den durch die Impfpromotion etablierten Sachzwängen? - leider immer weniger.

Die Grafik zeigt die aktualisierte Statistik der Masernfälle in der Schweiz (BAG-Bulletin Nr. 41, 10. Okt. 2007, durch uns ergänzt bis 2011, 2012 weniger als 100 Fälle, mit Hinweisen zum Stand der Durchimpfung bei Kindern).       -grösser durch Klick-
Schon im Überblick wird deutlich, dass nur noch alle 10 Jahre eine relativ epidemische Häufung von Masernfällen zu beobachten ist, mit stark rückgängigen Fallzahlen (vor der Impfaera alle 3 bis 4 Jahre mit jeweils weit über 100'000 masernkranken Kindern). Es ist also sehr unwahrscheinlich geworden, dass ein Kind noch vor der Pubertät mit dem Masernvirus in Kontakt kommt.

Wir denken, dass es Zeit ist, sich zu überlegen, was unter den heutigen Gegebenheiten bezüglich Masern und unter dem hausärztlichen Blickwinkel der guten und adäquaten Beratung eine sinnvolle, begründbare, transparente und hilfreiche Haltung ist.
Hintergrundinformationen zum aktuellen Stand der Masern und der Masern-Impfproblematik 2007 können hier als pdf (5 Seiten, 300 KB) angesehen und heruntergeladen werden.

Eine von uns 2007 durchgeführte Umfrage bei rund 700 Ärztinnen und Ärzten, welche in der Impfberatung tätig sind und welche gegenüber dem Masernimpfkonzept eine skeptische Haltung einnehmen, zeigt ein gemischtes Bild: man ist sich mehrheitlich einig,
  • dass die Nachhaltigkeit der Masernausrottungsstrategie nach wie vor höchst ungewiss ist
  • dass die Eltern vorbehaltlos über die heute bei uns aktuelle Masernsituation mit ihrem stark veränderten Risikomuster aufgeklärt werden sollen
  • dass man bei der eigenen Klientel vermehrt auf nicht masern-immune Jugendliche achten, und diesen die Impfung empfehlen sollte
dagegen streuen die Meinungen breit,
  • ob man weiterhin Eltern bei ihrem Ansinnen, die Masernimpfung ihrer einjährigen Kinder hinauszuschieben ermuntern, oder ob man sie bremsen soll
  • ob man weiterhin das Masernimpfkonzept in der Öffentlichkeit dezidiert kritisieren soll
  • ob man pragmatisch die geschaffenen epidemiologischen Sachzwänge akzeptieren soll.
Ob man viel oder wenig vom Masernimpfkonzept hält, die Situation ist für alle Beteiligten unerfreulich und die Impfberatung definitiv zwiespältig geworden.
Wie das Beispiel Finnland zeigt, lässt sich mit systematischer Beimpfung die Krankheit zwar eliminieren, dh sie tritt klinisch nicht mehr in Erscheinung. Wir wissen aber nicht, wie lange die Impfimmunität hält; in Finnland sind es bisher 15 Jahre. Die Masernvirusausrottung ist ist dagegen viel schwieriger bis unmöglich zu erreichen. Dennoch weiss heute niemand, wie die Impfimmunität längerfristig wirksam aufrechterhalten werden kann, die verfügbaren Impfstoffe sind diesbezüglich zuwenig wirksam.
Die Rückkehr zur endemischen Masernsituation wäre mit sehr grossen Risiken verbunden; sie würde von der heutigen Bevölkerung auch gar nicht toleriert. Demgegenüber ist aber der volksgesundheitliche Gesamtnutzen der Masernelimination (i.S. von Verringerung der Krankheitslast im Kindesalter) unter den Lebensbedingungen von Industriestaaten völlig ungeklärt - es könnte sein, dass man nur eine Problemverschiebung erreicht.

Okt. 2007 / Juli 2011 /Okt. 2013 / Jan. 2017   Peter Klein und Hans-Ueli Albonico   www.impfo.ch  

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