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http://www.impf-info.de (Steffen Rabe)

Grippe/Influenza    aus der Broschüre Impf-Info, aktualisierte 7. Auflage (Januar 2006)

Hier publiziert mit freundlicher Einwilligung des Autors Steffen Rabe
aktuelle Ergänzung hier (2012)

Prinzipielle Probleme der Grippeschutzimpfung

Die große genetische und immunologische Variabilität des Grippevirus stellt für die Impfstoffentwicklung ein bisher ungelöstes Problem dar: es ist unvorhersehbar, wie genau das Grippevirus der kommenden Saison aussehen wird und damit der entsprechende Impfstoff zusammengesetzt sein müsste. Die WHO veröffentlicht jährliche Vorhersagen, die dann die Grundlage für die internationale Impfstoffproduktion bilden. Dass diese Vorhersagen die Zuverlässigkeit anderer aus Bereichen des täglichen Lebens nicht übertreffen zeigte die Saison 2003/2004 Ð hier war das für die Grippeerkrankungen schließlich verantwortliche Virus im Impfstoff schlicht nicht enthalten. Dementsprechend schlecht war dann auch die Wirksamkeit der Vakzine: der Schutz gegen grippale Infekte (ãinfluenza-like illnessesÒ) war kaum nachweisbar (MMWR 2004), der gegen eine Influenza im engeren Sinne lag bei Erwachsenen bei 50%, bei Kindern bei deutlich weniger als 50% (MMWR 2004)

Zielgruppe

Die STIKO(*) empfiehlt in Deutschland die Grippeimpfung zur Zeit unter anderem für folgende Personengruppen:
- Menschen über 60 Jahre
- Bewohner von Pflegeheimen und
- Menschen mit Grunderkrankungen (z. B. Asthma bronchiale), die ein höheres Komplikationsrisiko aufwiesen.
- Darüber hinaus für im Gesundheitswesen Beschäftigte, um zum einen deren Arbeitsfähigkeit in Epidemiezeiten zu erhalten und sie zum Anderen als Überträger auszuschließen

(*) Ständige Impfkommission, verantwortlich für den deutschen Impfplan (die Empfehlungen für die Schweiz sind vergleichbar)

Wirksamkeit der Impfung

Die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Impfung fallen mehr als dürftig aus - in einer Literaturübersicht kommt das arznei-telegramm (arznei-telegramm 2004;35;120-2) zusammenfassend zu folgenden Aussagen:
- Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter 65 Jahren ohne Vorerkrankungen ist eine Reduktion der "ohnehin seltenen Komplikationen " nicht belegt. Bei Erwachsenen läßt sich auch kein Einfluß auf die Anzahl der Krankheitstage mit Arbeitsunfähigkeit nachweisen, in dieser Gruppe schätzen die Autoren Komplikationen gar als "extrem selten" ein.
- Bei Kindern lässt sich das Risiko einer Influenzaerkrankung zwar verringern, Studien über eine Verminderung von schweren Verläufen, Komplikationen oder gar Todesfällen liegen jedoch nicht vor.
- Bei Patienten über 65 Jahren senkt die Influenzaimpfung das Komplikations- und Sterblichkeitsrisiko - aufgrund der schlechten Qualität der zugrunde liegenden Untersuchungen hält das arznei-telegramm "eine systematische Überschätzung des wahren Effektes [für] möglich".
- Speziell bei Asthmapatienten finden sich Hinweise auf eine Verschlechterung der Lungenfunktion durch die Grippeschutzimpfung - Beweise für einen Nutzen der Impfung für diese Patientengruppe (besonders auch für asthmakranke Kinder) fehlen, entsprechende Studien können keinen diesbezüglichen Effekt der Impfung nachweisen.

Nebenwirkungen der Impfung

- Das Gesamtrisiko, nach einer Grippeimpfung an einem sog. Guillain-BarrŽ-Syndrom (GBS) zu erkranken ist im Vergleich zu einer dT-Impfung 4-fach, für eine schwere Verlaufsform des GBS sogar 8-fach erhöht (Geier 2003).
- Sogenanntes Oculorespiratorisches Syndrom (ORS), bestehend aus Augenrötung, Atembeschwerden oder Gesichtsschwellung verschiedener Dauer (De Serres 2003, Scheifele 2003, Skowronski 2003)
- Verschlechterung der Lungenfunktion bei Asthmatikern (die sind aber eine erklärte Zielgruppe der Impfung!) (Nicholson 1998). Eine aktuelle Literaturübersicht kommt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass die pauschale Empfehlung der Grippeschutzimpfung für Asthmatiker einer wissenschaftlichen Grundlage entbehrt (Cates 2003).
- Pneumonitis (Lungenentzündung) nach Grippeschutzimpfung (Johnston 1998) - gerade vor dieser Komplikation einer Grippe-Infektion soll die Impfung aber schützen.
- Haemorrhagische Perikarditis (Herzbeutelentzündung) (Godreuil 2003)
- Sogenannte ãLeukozytoklastische VaskulitisÒ, eine autoimmunologische Gefäßentzündung, die sich an der Haut und den Nieren manifestiert und vor allem ältere Impflinge betrifft Ð auch diese sind ja eine der erklärten Zielgruppen der Grippeschutzimpfung (Yanai-Berar 2002, Travadia 2003), Meningoencephalitis (Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten) (Blanco 1999)
- Erblindung durch Schädigung des Sehnerven (Kawasaki 1998)
- Sonstige neurologische Komplikationen wie Multiple Sklerose oder Transverse Myelitis, eine mit Lähmungen einhergehende Entzündung des Rückenmarks (Nakamura 2003)
- Immunologische Nierenentzündung (Glomerulonephritis) (Yanai-Berar 2002)

aktuelle Ergänzung hier (2012)