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Rolf M. Zinkernagel:

Maternal Antibodies, Childhood Infections, and Autoimmune Disease
(Review)

Der "Nestschutz" heutiger Mütter ist weniger verlässlich als früher.
N Engl J Med 2001; 345: 1331-35

vergleiche auch vom gleichen Autor:
On Natural and Artificial Vaccinations (Annu. Rev. Immunol. 2003)



Zusammenfassung:

Die Mutter überträgt via Plazenta und Muttermilch auf ihr Kind eine Vielzahl von Antikörpern, welche von ihrer Art oder ihrer Menge her nicht neutralisierend, wohl aber attenuierend wirken können. Dieser passive Schutzschirm gibt dem Säugling Gelegenheit, sein Immunsystem probeweise gegen gewisse, in seinem Umfeld häufig vorkommende Krankheitserreger zu trainieren, um dann später immunologisch geordnet und effizient gegen die entsprechenden Infektionen zu reagieren. In seiner Arbeit legt ZINKERNAGEL dar, inwiefern die gesteigerte Hygiene unserer Zeit und die gängigen Impfprogramme das mütterliche immunologische Repertoire in Richtung Schwächung und Verarmung verändert. Diesen Befund bringt der Autor mit Beobachtungen über die Zunahme der Schwere bekannter und das Aufkommen neuer Infektionskrankheiten, ja sogar mit der Zunahme autoimmuner Krankheiten im Kindesalter in Verbindung. Dabei spiele die überaus schnelle Veränderung des delikaten Erreger-Wirts-Verhältnisses im Verlaufe des 20. Jahrhunderts und die zuwenig wirksamen Impfstoffe eine wesentliche Rolle. Er fordert die Entwicklung von besseren Impfstoffen ("DNA-based vaccines"), welche ähnlich effizient wie die Wildformen der entsprechenden Erreger immunisieren, insbesondere aber auch die zellvermittelte Immunität stimulieren sollten.
 

Anmerkung:
 
Ein sehr interessanter Übersichtsartikel über das Zustandekommen und die Bedeutung des immunologischen Nestschutzes. Die von Zinkernagel geforderten, nachhaltiger wirksamen Impfstoffe haben wir in absehbarer Zeit allerdings nicht zur Verfügung - dennoch nimmt der immunologische und epidemiologische "Terrainschaden" zu, u.a. auch infolge der Versuche, gewisse Kinderkrankheiten mithilfe von langfristig zuwenig wirksamen Impfstoffen auszurotten. Die Aussicht auf die zunehmende Abhängigkeit der Immunkompetenz der Kinder von technologischen Postulaten und Errungenschaften, sowie von durchgreifenden Public-health-Programmen ist nicht gerade erbaulich. Man fragt sich, ob der Weg der forcierten Interventionen zu Lasten der Optimierung der Autoregulation ein Weg mit Zukunft ist?

30.10.2002, Peter Klein   www.impfo.ch  

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